Zusammenhalt gerade jetzt wichtig

Gedanken an Tote der Kriege. Am Volkstrauertag spielt auch der Überfall auf die Ukraine eine Rolle.

Wo Heute das Kreuz auf dem Soldatenfriedhof am Niersenberg steht, war früher ein Geschütz, auf dem Kinder spielten. Diese und weitere Geschichten kamen beim Volkstrauertag am Sonntag wieder hoch, als rund 100 Menschen in Kamp-Lintfort der Kriegstoten gedachten. „Die Realität des Krieges hat den europäischen Kontinent eingeholt und Kriegstreiber Putin will den Frieden zerstören“, sagte Jens Geier, Mitglied des Europäischen Parlaments. Er sei aber froh, dass sich alle 27 EU-Staaten dazu entschlossen haben, ihm die Stirn zu bieten und den Freiheitskampf der Ukraine zu unterstützen.

Bürgermeister Christoph Landscheidt bedankte sich für die Gedanken. Es sei „wichtig, uns diese so nahe zu bringen. Es gilt den Frieden zu verteidigen und es ist gerade in diesen Tagen wichtig, dass Europa zusammenhält.“ Anschließend legte er mit EU-Parlamentarier Jens Geier einen mit Tannenzapfen bestückten Kranz nieder, mit musikalischer Begleitung von Saxofonspieler Thomas Käseberg. Auch die Fördergemeinschaft für Bergmannstradition, Bruderschaften im Stadtbund, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Sozialverband VdK und der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr machte es ihnen nach.

In Letzterem ist Torsten Lucyga Mitglied als Obergefreiter-Reservist. Wegen des Ukrainekriegs verzeichne der Kamp-Lintforter Verein mehrere Neuzugänge. Rund 70 ehemalige Soldatinnen und Soldaten sind im Reservisten-Verband aktiv. „Die Narben unserer Geschichte sieht man noch heute, zum Beispiel Einschusslöcher an Gebäuden oder Granaten im Wald“, sagte Lucyga. Er unterhielt sich an diesem Tag des Erinnerns über seine eigenen Kriegsgeschichten aus der Familie.

So wie auch Manfred Schlossarek. Auf dem Gelände des heutigen Soldatenfriedhofs stand kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ein Geschütz, welches die Kinder als Karussell nutzten. Dafür setzten sie sich auf das Rohr und einer schob sie an, erzählte Schlossarek. Er sei immer am Volkstrauertag auf den Friedhof gekommen, „um an alle zu erinnern. Das ist wirklich eine großartige Veranstaltung dafür“, findet er. Seine Frau nennt es „schlimm, wie viele Unbekannte auf dem Friedhof beerdigt sind.“

Auf dem Soldatenfriedhof am Niersenberg sind 1.756 Tote aus beiden Weltkriegen begraben. Unter ihnen befinden sich 50 Frauen, 40 Kinder, 203 Unbekannte. Ein Kreuz steht hier für das Grab von zwei Menschen, die vor allem in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges in und um Kamp-Lintfort umgekommen sind.

Die Gedenkfeier am Volkstrauertag findet jedes Jahr unter der Schirmherrschaft des Volksbundes Deutsche Kriegsgräber satt.

Quelle:

WAZ vom 14.11.2022 / Autor: Jonas Burgwinkel

Fotos von Hans-Dieter Stuckart und Dirk Thomas