Weihbischof Rolf Lohmann stellte das Hören auf das Gottesvolk in den Mittelpunkt seiner Predigt. Die Gratulanten lobten das soziale Engagement der Pfarrgemeinde St. Josef, das von vielen Ehrenamtlichen getragen werde.

„Josef hält seine linke Hand ans Ohr, um zu hören“, sagte Rolf Lohmann mit Blick auf die Figur des heiligen Josef, die die Fassade der Kirche St. Josef ziert. „Auch wir Bischöfe haben unsere Ohren zu neigen, dass wir das Volk Gottes hören. Das ist ein Maßstab unseres Handelns. Wir dürfen nicht blind sein für die Nöte der Menschen. Die Kirche braucht Reformen. Sie braucht Frauen, Männer und Jugendliche, die sich für die Kirche der Zukunft engagieren.“ Der Weihbischof schloss seine Predigt mit einem Appell, die er mit einem Lob für das ehrenamtliche Engagement begonnen hatte. Er hielt sie zum 100. Geburtstag der Pfarrgemeinde St. Josef Kamp-Lintfort.

„Ich habe dieses Engagement bei einer Ministrantenfahrt nach Rom gesehen“, sagte der Geistliche, der seinen Bischofssitz in Xanten hat und als einer der Köpfe des „Synodalen Wegs“ bundesweit bekannt ist. „Ich sehe, wie viele Menschen sich hier engagieren, wie sie Gemeinschaft erleben.“ Der Appell passt zur Pfarrgemeinde St. Josef, deren Gründung nicht von einem Priester, sondern von einem Laien auf den Weg gebracht wurde. Auch Pfarrer Joachim Brune lobte das ehrenamtliche Engagement, genauso wie Bürgermeister Christoph Landscheidt nach der Messe.

Bau der Pfarrkirche St. Josef

1910 – Felix Blumstein, Chemiker des Steinkohlenbergwerks „Friedrich Heinrich“ AG, schreibt einen Brief an das Bischöfliche Generalvikariat in Münster, in dem er „die Errichtung eines Gotteshauses in Lintfort“ beantragt. Er begründet das mit dem Bevölkerungszuwachs, den es ab 1907 gegeben habe, als das Bergwerk mit dem Abteufen seiner beiden Schächte begann.

1911 – Die Pfarrei Kamp bekommt vom Ziegeleibesitzer Theodor Pauen ein Grundstück geschenkt, um ein Gotteshaus zu errichten. Es entsteht an der Königsstraße.

1914 – Auf dem geschenkten Grundstück entsteht eine Notkirche, heute Josef-Jeurgens-Haus. Lintfort wird eine teilselbstständige Rektoratsgemeinde.

1922 – Mit Schreiben des Bischofs Johannes vom 21. November 1922 wird Lintfort Pfarrgemeinde. Erster Pfarrer ist Josef Jeurgens.

1933 – In der Weltwirtschaftskrise wird die Pfarrkirche St. Josef fertig. Bezahlt wird das Gebäude vor allem durch das Bergwerk.

Die Pfarrgemeinde sei ein „Ort des Glaubens“, unterstrich er. Außerdem wies er auf das Jahr 2025 hin in dem Kamp-Lintfort 75 Jahre alt werde.

Frank Hartmann stellte als Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Lintfort die Ökumene heraus, die sich entwickelt habe – nachdem es 1923 von Seiten der Evangelischen geheißen habe, Katholische kämen nicht in den Himmel. Und von Seiten der Katholischen dasselbe über die Evangelischen.

Er wies auf die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirche, die sich zurzeit in Kamp-Lintfort gründe, um die Ökumene als Handlungsziel festzuschreiben, das unabhängig von Personen sei. Und er wies auf den 1. Oktober 2023 hin, wenn die Evangelische Kirchengemeinde ihren 100. Geburtstag feiere.

Stefan Angenvorth lobte die vielen Gemeindemitglieder, die sich engagieren. Zum Ausfall der Heizung der Kirche St. Josef sagte er, dies falle kaum auf, weil „wir Menschen uns gegenseitig wärmen“.

Waren doch rund 500 Personen ins Gotteshaus gekommen, darunter Abordnungen von Bruderschaften und Gemeinschaften der Pfarrgemeinde sowie der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition mit ihren Fahnen.

Der Messe schloss sich ein Fahnenschwenken vor dem Josef-Jeurgens-Haus an. Dort trafen sich anschließend die Festbesucher zu einem Beisammensein, zu dem Wolfgang Otte als Vorsitzender des Pfarreirats eingeladen hatte.

Quelle:

Rheinische Post vom 20.03.2023 / Autor: Peter Gottschlich

Fotos von Hans-Dieter Stuckart und Dirk Thomas

Besonderes Highlight:

Fotobuch von Hans-Dieter Stuckart: 100 Jahre St. Josef Kamp-Lintfort

Plakat 100 Jahre pfarrliches Leben in Lintfort