Schicht am Schacht: Mit einer Feier für die Bergleute und der Illumination der beiden Fördertürme verabschiedet sich Kamp-Lintfort vom Steinkohlebergbau

Am 21. Dezember schließt die RAG in Bottrop auch das letzte noch aktive Steinkohlebergwerk Prosper Haniel – eine Ära geht zu Ende. An diesem Tag wird es dann schon sechs Jahre her sein, dass der Betrieb im Bergwerk West in Kamp-Lintfort eingestellt wurde. „Schicht am Schacht“ – so hieß es am Samstag auch am Lehrstollen des ehemaligen Bergwerks.

Aus diesem Anlass hatte die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) eine Abschiedsveranstaltung für alle ehemaligen Bergleute und Angehörige rund um das Gelände organisiert. Guido Freisewinkel, IGBCE-Gewerkschaftssekretär, war dieses letzte Kumpeltreffen sehr wichtig: „Wir haben uns verpflichtet gefühlt, hier in der Region eine adäquate Verabschiedung zu ermöglichen. Ein Dankeschön für die lange Tradition der Bergmänner.“

Tausend Eintrittskarten hatte die Gewerkschaft verteilt und ein sorgfältiges Sicherheitskonzept erstellt. Neben dem großen Festzelt waren auf dem Gelände ein Bierwagen, eine aufblasbare Riesenrutsche und ein Glücksrad aufgebaut. Die Kinder konnten sich beim Kinderschminken bunt anmalen lassen oder selber etwas malen.

Im Festzelt bot eine große Bühne Platz für den Jungendspielmannszug „Glück auf Geldern“, den Knappenchor Rheinland und die Festredner. Matthias Jakobs, Bezirksleiter IGBCE-Bezirk Moers, zollte den Bergleuten seinen Respekt: „Der Anlass ist alles andere als ein freudiger. Wir mussten eine Schließung nach der anderen erleben, und das trifft die Menschen hart.“

Bürgermeister Christoph Landscheidt sprach über den Strukturwandel und die Chancen, die sich daraus ergeben. Peter Schrimpf, Vorstandsvorsitzender RAG-Aktiengesellschaft, freute sich vor allem, viele bekannte Gesichter wiederzusehen. „Freud und Leid liegen eng beieinander in diesem Jahr. Man spürt das Herzblut und den Zusammenhalt der Menschen.“

Eine Ansprache gab es auch von Elke Wimmer, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins der Landesgartenschau 2020 und von Norbert Ballhaus, erster Vorsitzender der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition Linker Niederrhein. Er dankte dem früheren Vorsitzenden Manfred Stratenhoff für seine langjährige Vereinsarbeit und die unermüdlichen  Bemühungen um den Erhalt der Bergbautradition. Zum Abschluss seiner Ausführungen  ernannte er Manfred Stratenhoff zum Ehrenvorsitzenden der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition. Johannes Hartmann, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes für Berg- und Knappenvereine und überreichte dem Ehrenvorsitzenden eine gleichlautende Urkunde.

Peter Noruschat, Vorsitzender des Knappenchors, war ebenfalls von Wehmut erfüllt. „Ein Abschied ist immer schwer und es tut weh. Heute hier zu singen, das war unsere Pflicht.“ Das Zusammengehörigkeitsgefühl im Knappenchor habe ihn und seine Kumpel jahrzehntelang am Arbeitsplatz motiviert.

Für viele Kamp-Lintforter, die keine Karte mehr ergattert hatten, gab es dennoch ein buntes Bonbon: Nach Einbruch der Dunkelheit illuminierten Lichtkünstler von „Lichtwechsel.Ruhr“ die beiden Fördertürme.

Ein Abschied tue immer weh, sagten viele Kumpel. Aber das Zusammengehörigkeitsgefühl bleibe. Glückauf Niederrhein.

Quelle:

NRZ /  Autorin:  Elisa Erdmann

Fotos von Dirk Thomas