600 Bergleute besuchten am Sonntag die Drachenstadt. „Glück Auf Geldern“ war nach zwölf Jahren wieder Gastgeber der Landeskirchschicht.

„Glück auf!“, hieß es am Sonntag in Geldern. Das große Fest des Landesverbandes der Berg- und Knappenvereine Nordrhein-Westfalen kam nach zwölf Jahren bei kaiserlichem Wetter wieder zurück in die Drachenstadt. Bei der Landeskirchschicht versammelten sich rund 600 in schwarzer Bergmannstracht gekleidete Bergleute – viele mit einem Schachthut, einer Wetterlampe (Grubenlampe) sowie einem Fahrstock (Meterlatte) – an der Stauffenbergstraße vor dem Restaurant Lindenstuben in Geldern.

Bereits um 11 Uhr wurden die gastierenden Kameraden vom Rheinpreussen-Orchester musikalisch vor dem Eingang der Gaststätte mit einem Marsch-Potpourri, das vom deutschen Komponisten Walter Tuschla zusammengestellt wurde, in Empfang genommen. Am weißen Pavillon „Schichtmeister“ gab es Wertmarken zu kaufen, mit denen man sich so manchen Gaumenschmaus genehmigen konnte. Von Currywurst-Pommes, über Flammkuchen, bis hin zu Obst- und Sahnekuchen reichten die vom Geldener Verein kredenzten Speisen, deren Erlöse – wie der stellvertretende Vorsitzende Jörg Molderings erzählte – allesamt in die Jugendkasse gehen.Im Laufe der Jahre wurden unterschiedliche Grubenlampen entwickelt. Einige von ihnen können nicht nur Licht spenden, sondern auch den ungefähren Methan-Gehalt in der Luft bestimmen. Je nach Höhe der Flamme in der Lampe wussten die Bergmänner, ob die „Wetter“ (unter Tage wird die Luft als „Wetter“ bezeichnet) einen kritischen Methanwert aufweisen.

In Geldern wurde im Jahr 1947 der Bergknappenverein und Jugendspielmannszug „Glück Auf Geldern 1947/67“ gegründet. Auch wenn es in Geldern selbst kein Bergwerk gab, waren zahlreiche Bergleute zur Zeit der Vereinsgründung in Geldern beheimatet, berichtet Johannes Hartmann, Vorsitzender des gastgebenden Vereins sowie des Landesverbandes. Bürgermeister Sven Kaiser erinnert sich auch noch genau an die Zeit zurück, als in der Region intensiv Bergbau betrieben wurde: „Als ich Schüler war, hat ein Bus die Bergleute direkt von hier zum Bergwerk gebracht.“Anstecknadeln mit dem Logo der 47. Landeskirchschicht konnten für drei Euro bei den jüngsten Nachwuchs-Knappen, die durch die Reihen der Bergmänner liefen, erworben werden. „Das ist ein beliebtes Sammlerobjekt“, erzählte der Bochumer Bergmann Werner Nettler vom Verein „Glückauf Gerthe 1891“ über die jährlich zum Fest angefertigten Anstecknadeln. Im Jahr 2013 waren er und seine Bergmanns-Kameraden aus Bochum Gastgeber für Hunderte Bergknappen aus ganz NRW.

Am vergangenen Sonntag fanden Bergleute aus 42 unterschiedlichen Vereinen ihren Weg nach Geldern. „Wir sind heute mit 21 Knappen hier“, berichtete Nettlers Vereinskamerad Jürgen Niedringhausen. Auch im nächsten Jahr wollen sie wieder mit dabei sein, wenn die Landeskirchschicht in Kamp-Lintfort gefeiert wird.Gegen 13:15 Uhr positionierten sich alle Knappen und Spielmannszüge auf der wenige Schritte entfernten Straße Köln-Mindener-Bahn zur Bergparade, um von dort aus samt Marschmusik in Richtung Maria Magdalena zu marschieren. Um Punkt 13:30 Uhr erschienen die rund 600 Bergleute in pünktlicher Bergmanns-Manier an der Maria-Magdalena-Kirche. Vor dem Seiteneingang des Gotteshauses reihten sich die 42 Fahnenträger der Vereine auf, während die anderen Kameraden sich bereits einen Platz im Gotteshaus suchten.

Um kurz nach 14 Uhr startete der Bergmannsgottesdienst mit Pfarrer Arndt Thielen. Gegen 15 Uhr traten die Bergleute den Rückmarsch an, um bei gemütlichem Beisammensein den Nachmittag und Abend ausklingen zu lassen.

Quelle:

Rheinische Post vom 16.09.2019 / Autor: Christian Kaspers

Fotos von Hans-Dieter Stuckart und Dirk Thomas