Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause feierten rund 200.000 Besucher das Kulturfestival in 23 Ruhrgebietsstätten.
Kamp-Lintfort war auch dabei.
Diese besondere Schicht legten die Kamp-Lintforter Bergleute doch gerne ein: Mehrere Stunden führten sie immer wieder Besuchergruppen durch den Lehrstollen. Sogar um Mitternacht startete noch ein Rundgang. „Wir haben schon über 500 Besuchern den Lehrstollen gezeigt“, sagte Michael Kahlert, Mitglied der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition – Linker Niederrhein – e.V., stolz. Mit dem Andrang hat er gerechnet, schließlich war es das zweite Mal, dass auch Kamp-Lintfort an der ruhrgebietsweiten „ExtraSchicht“ teilnahm.

Vergangenheit trifft auf Gegenwart, so lautete das Motto am Samstag im Zechenpark. Passend dazu gab es Führungen im Lehrstollen und auf dem Förderturm, die die frühere Nutzung der Zeche Friedrich Heinrich thematisierten. „Bis zum Ausfall des Aufzugs gegen 21:30 Uhr hatten wir bereits 400 Besucher auf dem Förderturm“, berichtete Jörg Hunsmann.

Die Gegenwart wurde durch eine Kunstausstellung am Schirrhof und Konzerte auf dem Quartiersplatz und am Schirrhof erlebbar. Förderturm, Fördergerüst und Schirrhof waren zudem mit bunten Lichtern illuminiert.

Und nicht zuletzt durch die blumigen Walking-Acts kam an diesem Abend ein bisschen Landesgartenschau-Atmosphäre auf. Janine Jaeggi, Marie Toedtemann, Ramona Schmalen und Martin Sasse hatten einen guten Überblick über die „ExtraSchicht“: Als überdimensionale Blumen und Schmetterlinge kostümiert, liefen sie auf Stelzen über das Zechengelände – und waren ein beliebtes Fotomotiv bei den Besuchern. „Wir lieben Blumen. Es ist so schön hier“, sagte Schmalen.

Ab dem späten Abend rockte die Rheinberger Band „Zauberlehrling“ die Bühne auf dem Quartiersplatz mit Hip-Hop- und Rockpop-Musik. Hits von „Kings of Leon“ oder „Seeed“ wurden gespielt. Da ließ sich auch Laga-Maskottchen Kalli nicht lange bitten, er mischte ebenfalls auf der Bühne mit. Die Gruppe rief die Zuschauer immer wieder zum Springen auf. Das haben sich die meisten nicht zweimal sagen lassen. Und schon wurde im Rhythmus der Musik auf der Stelle gehüpft. „Springen und klatschen könnt ihr, könnt ihr auch singen?“ fragte der Sänger. Ja, das Publikum konnte auch singen und folgte dem Aufruf sofort.

Der Mix aus modernem Musikprogramm und den historischen Führungen kam bei vielen Besuchern gut an. „Die Stimmung ist sehr gut. Dass Kamp-Lintfort bei der „ExtraSchicht“ mitmacht, ist super und bietet sich bei dieser Kulisse an“, sagte der Kamp-Lintforter Dietmar. Der die Nacht der Industriekultur mit Freunden besuchte. Etwas Kritik gab es von der Gruppe aber für die Organisation auf dem Quartiersplatz. „Es gibt nur einen Getränkestand für Bier und alkoholfreie Getränke. Das ist bei dem Besucherandrang einfach zu wenig“, bemängelte Thomas. Es tummelte sich vor dem Stand. Wer Pech hatte und nicht gesehen wurde, wartete ziemlich lange auf sein Getränk. Zwar waren weitere Getränke- und auch Essensstände aufgebaut, allerdings gab es dort eher Wein und Sekt.

Feuerwerk am Zechenturm

Die Lichtinstallation am Förderturm um Mitternacht war dann definitiv ein Highlight der „ExtraSchicht“. Untermalt von einer Klangcollage aus Geräuschen des Bergbaus und Instrumentalmusik, ließen bengalische Feuer und Kometenschweife den Förderturm erstrahlen. Da zückten viele Besucher ihr Handy, machten Fotos und Videos. Zum krönenden Abschluss wurden Fontänen gezündet, die von der Plattform des Zechenturms „nach unten“ sprühten und den gesamten Turm in ein Lichtermeer tauchten – eine gelungene Hommage an den Bergbau.

Quelle:

WAZ vom 27. Juni 2022 / Autorin: Jasmin Ohneszeit

Fotos von Hans-Dieter Stuckart, Stefan Büschken und Dirk Thomas